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Vordergliedmassen
Quellen:
- Buch Hundephysiotherapie von Beate Warnat und Dorothee Kühnau
- Buch Physiotherapie für Hunde von Sarah Magdalena Schwarz
Gewichtsverlagerungen
vorn - hinten
Sie stellen Ihren Hund auf ein kleines Hindernis, eine Treppenstufe, eine Bordsteinkante oder Ähnliches. Positionieren sich vor oder neben Ihren stehenden Hund und locken mit einem Leckerli seinen Kopf so nach vorn, dass er den Hals streckt und mehr Gewicht auf die Vorderbeine verlagert, aber ohne die Hinterpfoten nach vorn zu setzen. So einige Sekunden verharren und dann erst das Leckerchen geben.
Um die Gewichtsübernahme auf die Vorderhand zu fördern, kann man den Kopf des Hundes ın der vorderen Position etwas nach vorn unten locken.
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Aus dieser Position dann mit einem zweiten Leckerli, das über den Hundekopf zurückgeführt wird, wieder den Körperschwerpunkt des Hundes und sein Gewicht nach hinten in die Ausgangsposition verlagern. In der hinteren Position ebenfalls einige Sekunden verbleiben und dann erst das Leckerchen geben.
Man beginnt mit ein bis zwei Sekunden Dauer in der jeweiligen Endposition, bevor man das Leckerli fressen lässt, und wechselt etwa fünfmal von vorn nach hinten und zurück. Beherrscht der Hund die Übung gut, kann die Dauer auf zehn Sekunden ausgedehnt werden und die Anzahl der Wiederholungen auf zehn gesteigert werden. Diese Übung verbessert die Muskelkraft der Vorder- und Hinterhand und trainiert die Rückenmuskulatur und die Koordination.
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Gewichtsverlagerung seitlich
Sie knien sich neben Ihren stehenden Hund und legen eine Hand flach auf seine Schulter. Sollte der Hund auf einem erhöhten Tisch oder Ähnlichem stehen (wie auf diesen Fotos), können Sie selbst bei der Übung auch stehen bleiben. Nun versuchen Sie vorsichtig mit der Hand den Hund von sich weg zu schieben. Zeigt der Hund Widerstand, schieben Sie nicht weiter, sondern halten nur noch und zählen die Sekunden. Dann lassen Sie wieder locker. Aber lassen Sie langsam locker, sonst könnte Ihr Hund umfallen.
Gibt Ihr Hund keinen Widerstand oder weicht er aus, war der Druck, den Sie ausgeübt haben, zu stark. Versuchen Sie es noch einmal mit weniger Druck. Sie sollten immer nur gerade so viel drücken, dass Ihr Hund mit den Pfoten auf der Stelle stehen bleibt. Mit der Zeit lernt Ihr Hund, dass er stehen bleiben und Widerstand geben soll, sodass man dann allmählich etwas mehr Druck ausüben kann. Diese Übung wird einmal von rechts und einmal von links durchgeführt, um beide Vorderbeine zu trainieren. Man beginnt mit etwa drei Sekunden Dauer und steigert bis auf zehn Sekunden bei zunächst drei und später fünf Wiederholungen pro Körperseite.


Pfoten anheben
Der Hund steht auf allen vier Pfoten, der Behandler nimmt eine Vorderpfote in die Hand und hebt diese an. Die Hand des Behandlers greift dabei kurz oberhalb des Karpalgelenks und winkelt beim Anheben das Vorderbein
des Hundes im Ellenbogen an. Durch das Anheben der Pfote erfolgt eine isometrische Belastung des gegenseitigen Beins mit dem Effekt einer Muskelkräftigung, ohne dass unter Belastung eine Gelenkbewegung erforderlich ist. Um die isometrische Kräftigung zu erzielen, muss die Belastung vom Hund einige Sekunden gehalten werden. Die Dauer hängt von der Belastbarkeit der Gliedmaße ab und variiert von drei bis 30 Sekunden. Die Übung wird pro Gliedmaße drei bis achtmal wiederholt. Um die Übung zu erschweren, kann der Kopf des Hundes mit einem Leckerchen nach vorn unten gelockt werden.

Pfötchengeben
Der Behandler bringt den Hund ins Sitz, setzt sich vor den Hund und animiert ihn dann zum Pfötchengeben. Abhängig davon, wie hoch der Behandler seine Hand hält, werden verschiedene Bewegungsradien ausgeführt, daher sollte die Handhaltung während eines Übungszyklus variiert werden. Diese Übung verbessert den aktiven Bewegungsumfang der gesamten Vordergliedmaße. Sie sollte pro Pfote zwischen dreiund zehnmal in unterschiedlichen Höhen wiederholt werden bei zwei Wiederholungssätzen.
Beim sitzenden Hund muss darauf geachtet werden, dass dieser möglichst gerade sitzt und nicht mit der Hinterhand auf eine Seite gerutscht ist. Pfötchengeben kann auch im Liegen durchgeführt werden, wenn der Hund das andere Vorderbein nicht belasten kann oder das andere Vorderbein fehlt. Dazu sollte der Hund auf dem Rücken oder der Seite liegen und wird dann im Liegen dazu animiert, mit der Pfote nach der Hand zu „angeln“.



Platz-Sitz-Transfer
Der Behandler bringt den Hund ins Platz und animiert ihn dann zum Beispiel mit einem vor die Nase gehaltenen Leckerchen dazu, sich aus der liegenden Position rückwärts ins Sitz hochzustemmen. Der Hund soll sich dabei mit den Vorderpfoten in einzelnen Schritten hochstemmen und sich nicht ruckartig aus dem Liegen ins Sitz hochkatapultieren. Aus dem Sitz soll sich der Hund dann wieder ins Platz legen, indem er mit den Vorderpfoten vorwärts herrunter krabbelt. Auch hier ist ein ruckartiges Fallenlassen aus dem Sitz ins Platz nicht erwünscht, wie es vielleicht bei der Unterordnung gefordert wird. Diese Übung kräftigt die Muskulatur der Vordergliedmaßen und sollte zwischen fünfund zehnmal durchgeführt werden, bei anfangs einem, später drei Sätzen.
Beim sitzenden und liegenden Hund muss darauf geachtet werden, dass dieser möglichst gerade sitzt beziehungsweise liegt und nicht mit der Hinterhand auf eine Seite gerutscht ist. Ist der Hund aus der Unterordnungsarbeit den ruckartigen Wechsel von Sitz nach Platz und umgekehrt gewohnt, sollte diese Übung mit dem schrittweisen Wechsel der Position mit einem neuen Kommando aufgebaut werden.

Platz-Steh-Transfer
Der Behandler bringt den Hund ins Platz und anımiert ihn dann dazu, sich aus der liegenden Position ins Steh hochzustemmen. Dazu steht der Behandler am besten seitlich auf Höhe des Hundekopfes und lockt den Hund mit einem Leckerchen nach vorn und oben ins Steh. Eventuell muss man auch mit einer Hand unter den Hundebauch greifen beziehungsweise den Bauch des Hundes antippen. Anfangs gehen die meisten Hunde bei diesem Positionswechsel einige Schritte vorwärts, insbesondere mit den Hinterpfoten. Dieses Vorwärtsgehen sollte jedoch im Lauf der Zeit abgebaut werden, damit sich der Hund aus dem Platz ins Steh ohne Vorwärtsbewegung der Pfoten hochstemmt.
Aus dem Steh soll sich der Hund dann wieder ins Platz legen, indem er sich langsam rückwärts herunterlässt (Sphinx-Position). Der Positionswechsel erfolgt direkt vom Steh ins Platz ohne ein dazwischen geschaltetes Sitz.
Diese Übung kräftigt die Muskulatur der Vorder- und Hintergliedmaßen und wird zwischen fünf und zehnmal durchgeführt bei anfangs einem, später drei Sätzen.
Beim liegenden Hund muss darauf geachtet werden, dass dieser möglichst gerade liegt und nicht mit der Hinterhand auf eine Seite gerutscht ist.


Schritttraining
Der Schritt ist die langsamste Gangart des Hundes und zeigt eine „rollende“ Pfotenfolge, zum Beispiel hinten rechts, vorn rechts, hinten links, vorn links. Bei dieser Viertaktgangart werden nacheinander alle Gliedmaßen gleichmäßig belastet. Dadurch eignet sie sich besonders, um die Wiederbelastung einer Gliedmaße zu trainieren, entlastendes Schonhinken zu vermeiden und ein physiologisches Gangbild zu trainieren.
Das Schritttraining gehört zu den wichtigsten Übungen. Hierbei wird die Feinmuskulatur des Hundes beansprucht. Wenn Sie einen kurzhaarıgen Hund haben und genau auf die Muskulatur achten, können Sie sehen, wie während des Trainings die einzeln beanspruchten Muskeln und Muskelgruppen hervortreten.
Beobachten wir unsere Hunde, werden wir feststellen, dass sie nur ganz selten im Schritt gehen, meistens nur kurz beim „Zeitunglesen“. Es ist zu anstrengend über einen längeren Zeitraum langsam zu gehen, denken wir nur an einen Stadtbunmel.
Zuerst muss der Hund lernen, dieses langsame Tempo zu gehen und dabei auch noch den Kopf hoch zu tragen und nicht gelangweilt am Boden herumzuschnüffeln. Der Behandler führt den Hund angeleint im langsamen Schritt spazieren. Dabei muss er darauf achten, dass der Hund wirklich Schritt geht und nicht in den Trab oder Pass wechselt. Hunde mit Schonhinken gehen nur ungern Schritt und versuchen oft in eine andere Gangart auszuweichen. Häufig trabt der Hund dann an der Leine einige Schritte an und bleibt am Ende der Leine stehen. Diese Stopp-and-GoBewegung sollte unbedingt vermieden werden. Oder er setzt sich hin, wenn er Schritt gehen soll. Deshalb ist am Anfang viel Geduld gefragt.
Doch Vorsicht - üben Sie nicht zu lange mit dem Hund. Sie beginnen mit einer Minute und steigern, wenn der Hund diese eine Minute gut geht. Zu viel des Guten kann zum Muskelkater führen und der wird auch von unseren Hunden als überaus unangenehm empfunden.
Vorsichtig aufgebaut kann der Hund bis zu 15 Minuten im Schritt gehen. Das Schritttraining kann auf den täglichen Spaziergängen eingebaut werden. Es sollte auf glattem, ebenem, nicht zu hartem Untergrund durchgeführt werden. Beenden Sie das Training immer, indem Sie Ihren Hund noch einige Meter traben lassen. Das lockert nicht nur die Muskulatur Ihres Hundes, sondern hebt auch seine Laune.
Schritttraining auf wechselndem Untergrund
Klappt das Schritttraining auf ebenem, glatten Untergrund, kann der Untergrund variiert werden, um die Koordination, die Balance und die gleichmäßige Pfotenbenutzung zu fördern. Der Untergrund sollte wechseln von glatt und eben (Asphalt) zu weich und eben (Waldboden, tiefe Böden), etwas uneben (Schotterweg), uneben (Wege mit Löchern, Auswaschungen, größeren Steinen, Wurzeln), rutschig (immer nur kurze Strecken) und Kombinationen von alldem. Beginnt man das Schritttraining auf wechselnden Untergründen, sollte man die zeitlichen Anforderungen an den Hund wieder etwas zurück schrauben, da dieses Training für den Hund anstrengender ist. Schafft der Hund beispielsweise bereits zehn Minuten normales Schritttraining, empfiehlt es sich, mit fünf Minuten auf wechselndem Untergrund zu beginnen. Der Hund sollte schon mindestens fünf Minuten an einem Stück Schritt gehen können, bevor man mit wechselndem Untergrund beginnt.
​Schritttraining am Hügel oder diagonal
Der Hund wird im Schritt bergab geführt, um die Muskulatur der Vorderhand und die Rumpfmuskulatur zu kräftigen. Sie können den Hund im Zickzack, geradeaus oder schräg hinunter führen oder Sie kombinieren alle drei Richtungen miteinander. Bergabgehen verlagert mehr Gewicht auf die Vorderhand des Hundes und fördert den Muskelaufbau der Vorderhand, belastet diese aber auch stärker, sodass dieses Training erst begonnen werden darf, wenn das normale Schritttraining gut und reibungslos klappt und der Hund schon einen gewissen Trainingsstand erreicht hat. Im Zweifelsfall sollten Sie sich mit Ihrem Tierarzt besprechen oder Ihren Hundephysiotherapeuten fragen, ob diese Übung für Ihren Hund sinnvoll ist. Auch hier müssen Sie den Hund an der Leine führen, da er sonst wahrscheinlich Galoppsprünge machen wird, um schneller und mit weniger Anstrengung den Berg hinunterzukommen. Auch hier beginnen sie mit einer Minute und steigern nach Plan. Das Schritttraining an Steigungen lässt sich nicht nur im Gebirge durchführen, sondern eigentlich überall. Als Steigung eignen sich Deiche (sofern diese betreten werden dürfen), Uferböschungen, aber auch Rampen und längere Treppen sowie natürlich sanftere Steigungen. Diese Übung lässt sich hervorragend in einen Spaziergang integrieren.
Schritttraining bergauf
Im Schritttraining bergauf wird der Hund geführt, um die Muskulatur der Hinterläufe und die Bauchmuskulatur zu kräftigen. Bergauf kann man den Hund im Zickzack, geradeaus oder schräg führen oder Sie kombinieren alle drei Richtungen miteinander. Bergaufgehen erfordert mehr Muskelkraft und belastet den Hund stärker, sodass dieses Training erst begonnen werden darf, wenn das normale Schritttraining gut und reibungslos klappt und der Hund schon einen gewissen Trainingsstand erreicht hat.
Wenn der Hund kraftvoll bergauf arbeitet und er seine Hinterläufe breiter auseinander setzt und einen runden Rücken macht, wissen Sie, dies ist das richtige Tempo für Ihren Hund. Auch hier müssen Sie den Hund an der Leine führen, da er sonst wahrscheinlich ein bis zwei Galoppsprünge machen wird, um schneller und mit weniger Anstrengung den Berg hochzukommen.





Rückwärtsgehen
Sie knien seitlich von Ihrem stehenden Hund. Nehmen Sie ein Leckerchen und bewegen es zwischen den Vorderläufen unter der Brust in Richtung Hinterläufe. Sobald Ihr Hund einen Hinterlauf nach hinten setzt, belohnen Sie ihn. Sie wiederholen die Übung und belohnen den Hund, wenn er beide Hinterläufe nach hinten gesetzt hat.
Sie selbst sollten an Ihrem Ausgangsort bleiben und bewegen den Hund von dort nach hinten und vorn. Der Hund macht circa drei Schritte nach vorn und nach hinten.
Anfangs wird Ihr Hund möglicherweise versuchen seitlich auszuweichen. Dann gehen Sie an einen Platz, wo er nicht ausweichen kann, wie zum Beispiel neben einer Wand oder einem Schrank. Gehen Sie behutsam und mit viel Geduld an diese Übung.
Auch an dieser Stelle sei daran erinnert, dass der Hund gebremst werden muss, wenn er die Aufgabe verstanden hat. Im Unterschied zum Dogdancing soll der Hund in der Gymnastik langsam rückwärts gehen, denn sobald der Hund anfängt schnell zu arbeiten, wird er schummeln.
Das Rückwärtsgehen ist eine wichtige Übung für die Koordination des Hundes und um dıe Wiederbelastung einer Gliedmaße zu erlernen. Oft kann man mit dieser Übung den Hund dazu bringen, die Gliedmaße wieder sinnvoll zu benutzen, auch wenn der Hund schon länger auf drei Beinen läuft beziehungsweise eine Pfote stark entlastet. Man beginnt mit ein bis drei Schritten rückwärts und steigert die Anzahl von einer Wiederholung bis fünf.
Cavaletti-Arbeit
Die Cavaletti-Arbeit fördert die Koordination, die Konzentration, das Körperbewusstsein und den gleichmäßigen Einsatz aller Gliedmaßen und ist anstrengende Muskelarbeit. Der Hund soll bei dieser Übung lernen, langsam und die vier Beine nacheinander einsetzend über ein Hindernis zu steigen, ohne gegen das Hindernis zu treten oder sich draufzustellen. Es ist eine Übung, die Sie mit dem Hund zusammen durchführen können. Sie können ihn aber auch allein arbeiten lassen. Wenn Sie die Möglichkeit haben, nutzen Sie die Hürden auf Ihrem Hundeplatz. Sind Sie kein aktives Vereinsmitglied, lassen sich die Hürden auch leicht aus im Haushalt befindlichen Gegenständen bauen. So ergibt zum Beispiel ein auf Ziegelsteine oder einen zugeklebten Schuhkarton gelegter Besenstiel eine Hürde, die man sogar noch in der Höhe varıieren kann, wenn man den Ziegelstein respektive den Schuhkarton dreht.
Das Einsetzen des Hörzeichens kann auch anderweitig nützlich sein. Hat der Hund gelernt, beim Steigen über ein Hindernis ein Bein nach dem anderen zu setzen, können Sie es auch im Alltag verwenden. Wenn sich der Hund zum Beispiel langsam ins Auto bewegen und nicht hineinspringen soll, sagen Sie „Steigen“ und Ihr Hund wird es tun.
Man beginnt bei dieser Übung zunächst mit einer Stange, um den Hund langsam daran zu gewöhnen, und nimmt im Verlauf weitere Stangen hinzu. Optimal ist eine Anzahl von fünf parallelen Stangen bei drei bis fünf Wiederholungen. Die Schwierigkeit dieser Übung kann gesteigert werden, indem die Stangen nicht mehr parallel zueinander stehen, sondern schräg versetzt, das erfordert ein verbessertes Körpergefühl. Auch die Höhe der Stangen kann dann variiert werden, um die Aufmerksamkeit zu fördern.



